Zum ersten Mal sah ich diesen Arch auf einem Foto im Visitor Center des Bureau of Land Management (BLM) in Escalante, Utah. Ein Arch aus gelblichem Gestein wölbt sich über einer Granary, also einer Kornkammer der frühzeitlichen Indianer – so etwas hatte ich noch nicht gesehen. Ich fragte die Ranger, wo denn dieser Arch sei, aber entweder wussten sie es nicht, oder sie wollten es mir nicht sagen. Ihre Antwort war: „Er ist in einer sehr abgelegenen Gegend im Grand Staircase Escalante National Monument (GSENM)“. Das war mir klar, half mir aber nicht wirklich weiter.
Ich fotografierte das Bild mit dem Arch ab, um irgendwann mal zu recherchieren, wie dieser Arch heißt und wo er zu finden ist. Ich blieb zwar noch kurze Zeit im GSENM, aber mir war klar, dass ich nicht so schnell rausfinden würde, wo der Arch denn steht.
Recherche im Internet
Einige Wochen später, wieder zuhause in München, begann ich meine Suche nach dem Arch im Internet. Ich stellte das Bild in einige Outdoor Foren in den USA ein, mit der Bitte um Auskunft, wo dieser Arch zu finden ist. Längere Zeit erhielt ich keine nützlichen Hinweise, außer einigen sehr vagen Andeutungen, dass der Arch auf dem Kaiparowitz Plateau steht. Dieses Plateau verläuft in etwa parallel zur viel befahrenen Hole-in-the-Rock Road, einer Piste, von der aus man zahlreiche Trailheads und Slot Canyons im GSENM erreicht. Die wenigen Pisten, die von der Hole-in-the-Rock Road hinauf auf das Kaiparowitz Plateau führen, sind aber sehr raue und steinige Pisten, die mit einem SUV nur schwer oder gar nicht zu befahren sind. Ich sah meine Hoffnungen schon schwinden, jemals zu dem Arch zu gelangen, falls ich überhaupt herausfinden würde, wo er steht.
Dann meldete sich bei mir per Email ein Stan Wagon, der in dem Buch “Arches of the Escalante” von Jens Munthe eine Wegbeschreibung und auch Koordinaten des Arches gelesen hatte. Der Arch heißt Collet Top Arch und liegt auf dem Kaiparowitz Plateau. Da Stan Wagon, ein nicht unbekannter Professor für Mathematik in Minnesota, viel unterwegs war, kamen ab und zu kurze Emails von ihm, aber es dauerte etwas, bis er an sein Buch mit den Koordinaten kam und sie mir senden konnte.
Nachdem der Name des Arch bekannt war, stellte sich raus, dass es auch in einem deutschen USA-Forum schon vor 2 Jahren einen Hinweis auf den Arch gegeben hatte, auch mit Hinweis auf das Buch von Jens Munthe.
Planung der Anfahrt
Ziemlich schnell war mir klar, dass die Anfahrt von der Hole-in-the-Rock Road über die Left Hand Collet Road sehr schwierig wäre – die Piste wird wenig gepflegt und war in schlechtem Zustand. Also blieb als Alternative die Anfahrt von Escalante über die Smokey Mountain Road, einer teilweise recht rauen Piste, die über ca. 80 Meilen bis nach Big Water bei Page in Arizona führt. Von Escalante wären es aber nur etwas mehr als 30 Meilen bis zur Junction von Smokey Mountain Road und Left Hand Collet Road. Kurz danach, wenn die Left Hand Collet Road in nördlicher Richtung talwärts führt, beginnt die Croton Road, der man noch etwa eine halbe Meile bis zum Collet Top Air Strip folgen könnte. Es gibt eine kleine Ranch dort oben auf dem Plateau, und früher wurde der Air Strip vom Rancher wohl mal für kleinere Flugzeuge genutzt. Ob von dem Air Strip aber noch etwas zu sehen ist, ist fraglich.
Dort in der Nähe des Air Strip zweigt von der Croton Road eine unbenannte Piste in nordöstliche Richtung ab, und man müsste dann entscheiden, ob man auf ihr noch für etwa eine Meile fahren könnte, um möglichst nahe an den Collet Top Arch zu kommen. Die letzten paar hundert Meter ginge es querfeldein und zu Fuß, immer seinem GPS folgend, zum Collet Top Arch.
Die mit DeLorme Topo USA 7.0 erzeugte Karte zeigt die geplante und später auch gefahrene Route von Escalante zum Collet Top Arch. Hier kann man sich auch den Track von Escalante zum Collet Top Arch (.gpx) runterladen.
Erster Versuch
Die Planung für die Route zum Collet Top Arch stand, jetzt musste sich zeigen, ob ich auch alles so wie geplant durchführen könnte. Im März 2012 war ich im Südwesten der USA unterwegs und hatte eine Jeep Liberty mit 4WD als Mietwagen. Gute Voraussetzungen, um sich auf die Pisten zum Collet Top Arch zu wagen. Es war Wochenende, als ich in Escalante ankam, und leider war das BLM geschlossen. Es war überhaupt schwierig, jetzt im März jemanden zu finden, der mir Auskunft über die Befahrbarkeit der Pisten geben konnte. Der Ort Escalante war noch in einer Art Winterschlaf, auch wenn die Temperaturen mit etwa 20 Grad Celsius sehr frühlingshaft waren. Nach einigen wenig hilfreichen Auskünften, blieb mir nichts anderes übrig, als es einfach zu versuchen. Umkehren könnte ich immer noch.
Die Smokey Mountain Road war anfangs trocken und gut befahrbar, aber erst wenn es höher hinauf zum Kaiparowitz Plateau geht, würde sich zeigen, ob es so bleibt. Meine Befürchtungen waren berechtigt, denn als ich höher hinauf kam, lag Schnee neben der Piste. Das war an sich kein Problem, aber an sonnigen Stellen taute der Schnee und die Piste verwandelte sich bald in ein matschiges Feld. Nach etwa 3/5 der Strecke wurde die Piste immer matschiger, und ich gab auf. Der Matsch klebt an den Reifen und man fährt dann wie auf Schmierseife – das wurde mir zu gefährlich.
Ich war enttäuscht, aber März war eben doch eine sehr frühe Zeit für diese Tour. In meinem Reise & Foto Blog habe ich über den missglückten Versuch berichtet.
Nächster Versuch
In 2013 war ich dann gegen Ende April in Escalante. Der Schnee war weggetaut, die Pisten waren frisch gegraded (geebnet) und in sehr gutem Zustand. Der Aushang des BLM über den Zustand der Pisten war auch ermutigend, denn für die Befahrbarkeit der Smokey Mountain Road wurde nur High Clearance (hohe Bodenfreiheit) empfohlen. Dieses Mal hatte ich einen Jeep Patriot, sozusagen den kleineren Bruder des Jeep Liberty. Nicht der ideale Wagen fürs Gelände, aber ich war vorher schon mit ihm auf der Hole-in-the-Rock Road unterwegs gewesen, und dort hatte sich der Wagen bewährt. Hohe Bodenfreiheit hatte der Jeep Patriot jedenfalls, und auch 4WD.
Diesmal lief auch alles nach Plan. Ich hatte keine Probleme mit der Piste, fand die Abzweigungen zur Left Hand Collet Road ...
und dann zur Croton Road.
Ich ließ den Wagen dann aber bald stehen, nachdem ich auf die unbenannte Piste abgebogen war. Die Piste war ziemlich ruppig und es gab viele spitze Steine – ich hatte Angst um die Reifen, denn mein Jeep hatte nur normale Highway- und keine Offroad-Reifen. Aber es war ja nur noch etwas mehr als eine Meile bis zum Arch. Die folgende mit DeLorme Topo USA 7.0 erstellte Karte zeigt das letzte Teilstück der Route, nachdem man die Smokey Mountain Road verlassen hat, um auf die Croton bzw. Left Hand Collet Road abzubiegen.
Ich folgte zu Fuß erst der Piste ein Stück und bog dann querfeldein in Richtung Arch ab. Ich ging durch eine Art niedrigen Pinienwald, und zu meiner Überraschung traf ich bald auf Spuren von Off-Highway-Vehicles (OHV). Ich war verärgert, denn die Fahrer dieser OHVs gelten allgemein als ziemlich rücksichtslos, und das zeigte sich auch hier. Die Spuren führten über alles drüber, was ihnen im Weg war, egal ob junge Bäume, Büsche oder sonstiger Bewuchs.
Arch und Granary
Mein Vorteil war allerdings, dass ich nur den Spuren folgen musste, denn es war klar, dass sie zum Arch führen würden - sonst gab es hier oben nichts zu sehen. Und kurz danach war ich beim Arch. Ohne GPS wäre er kaum zu finden, so versteckt liegt er in dem Pinienwald. Mich wundert immer, wer und wie man solche Orte entdeckt?
Der Arch und die etwa 700 Jahre alte Granary darunter sind schon etwas Einmaliges. Es werden nicht sehr viele Menschen in dieser Abgeschiedenheit den Arch aufgesucht haben – wahrscheinlich ein Grund dafür, dass die Granary so gut erhalten ist. Auf jeden Fall auch ein faszinierendes Fotomotiv, auch wenn der hohe Kontrastunterschied zwischen den sonnigen und schattigen Partien etwas Nachbearbeitung notwendig machen wird.
Trotz der wirklich eindrucksvollen Sehenswürdigkeit, machte ich mich aber bald auf den Rückweg – es gab eben sonst nichts weiter dort zu sehen.
Ich entschied mich aber, nicht nach Escalante zurück, sondern auf der Smokey Mountain Road weiter bis nach Page zu fahren – diese Strecke kannte ich noch nicht. Die Strecke war nicht schwierig, aber doch nur langsam zu fahren, und besonders reizvoll war die Gegend nicht. Nur die Abfahrt vom Plateau, kurz bevor man auf die Piste von Big Water zum Alstrom Point trifft, ist etwas reizvoller.
Ich war dann doch recht froh, als ich nach fast 2 Stunden Fahrt endlich wieder bei Big Water mit dem Highway US-89 eine asphaltierte Straße unter die Reifen bekam.