Zuerst hatte ich Bilder gesehen, die mir sehr gut gefielen. Leider gab es keine Angaben, wo denn dieser Ort mit dem vielversprechenden Namen (wenn man Marlboro Werbung kennt) liegt. Dass der Marlboro Point irgendwo im Umfeld des Canyonlands Nationalparks liegt war klar, aber das Gebiet ist recht groß.
Da meine nächste USA-Reise unmittelbar bevor stand, wollte ich schon gerne wissen, wo der Marlboro Point ist, und bei meiner Recherche im Internet stieß ich dann überraschenderweise auf eine deutsche Website, nämlich auf die Seite www.westernskies.de von Björn. Also habe ich kurz eine Email geschickt, mit der Bitte um Auskunft, wo denn etwa der Marlboro Point sei. Noch bevor ich die Antwort von Björn bekam, wurde ich aber erneut im Internet fündig, und fand auf der Website IntrepidXJ’s Adventute Blog sogar einen GPS-Track zum Marlboro Point. Auch Björn teilte mir kurz darauf bereitwillig mit, wo der Marlboro Point liegt, und er war überrascht, dass man einen GPS-Track im Netz findet.
Hier kann man meinen Track mit Wegpunkten (.gpx) runterladen.
Besichtigung der Dirt Roads
Der Marlboro Point liegt in Big Flat, einem Gebiet zwischen Dead Horse Point und Canyonlands Nationalpark. Man kann ihn auf verschiedenen Dirt Roads erreichen, entweder vom Highway UT-313 (über MP5), der zum Dead Horse Point führt, oder von der Island in the Sky Road (über MP1), die zum gleichnamigen Gebiet des Canyonlands Nationalparks führt. Welche Route man nimmt ist eigentlich egal, denn den schwierigeren Teil der Piste (ab MP2) haben beide Anfahrtswege gemeinsam. Vorher geht es auf lehmigen aber ebenen Pisten, die nach stärkeren Regenfällen sicherlich rutschig und eventuell unpassierbar werden. Bei meinem Besuch des Marlboro Point im März war es trocken, aber die Spuren waren relativ tief in den Lehm gefahren, so dass ein Fahrzeug mit High Clearance angebracht war – für meinen Jeep Liberty war das kein Problem.
Wie im Internet schon in einigen Kommentaren zu Fotos vom Marlboro Point zu lesen war, ist die Anfahrt recht zeitaufwändig. Ich schaute mir zuerst die Strecke bei Tag an, um besser abschätzen zu können, wie viel Zeit ich für die Anfahrt zum Sonnenaufgang am Marlboro Point rechnen müsste. Die lehmigen Pisten waren beide einfach und problemlos zu fahren, aber ab Beginn (MP2) der nach Süden führenden (gemeinsamen) Piste wurde es rauer. Lehm mit tiefen Spuren wechselte mit felsigen Passagen, und ich kam nicht sehr viel schneller als mit Schrittgeschwindigkeit voran. Der Gedanke, diese Strecke vor Sonnenaufgang im Dunkeln fahren zu müssen, bereitete mir doch etwas Kopfschmerzen. Aber zum Glück ist diese Teilstrecke nur knapp 3 Meilen lang.
Es war um die Mittagszeit und bewölkt als ich den Marlboro Point zuerst besuchte, aber trotzdem beeindruckte mich der grandiose Ausblick. Ein typischer Ausblick eben, wie man ihn von der Marlboro Werbung kennt. Wenn es jetzt nicht März wäre, und nachts mit Minusgraden empfindlich kalt, dann würde ich überlegen, dort im Auto zu übernachten, um sowohl bei Sonnenuntergang als auch bei Sonnenaufgang fotografieren zu können. Aber für solch kalte Nächte war ich nicht ausgerüstet. Es gab auch ein Schild, das Camping verboten sei, aber es war nicht so ganz klar, auf welches Gebiet es sich bezog. Ein paar hundert Meter vom Rim entfernt könnte man sich wohl mit Zelt oder Auto hinstellen.
Aufstehen um 4:30 Uhr
Ich war in Moab im Motel 6 abgestiegen, wo man um diese Jahreszeit für unter 40 US$ ein Zimmer bekam. Der Sonnenaufgang war etwa um 7:00 Uhr morgens, und wenn man von Moab startet, sollte man schon 2 Stunden bis zum Marlboro Point einkalkulieren. Also hieß es aufstehen um 4:30 Uhr, noch schnell einen Becher Kaffee an der Tankstelle, und los ging die Fahrt. Leider wurden die Wolken auf dem Weg zum Marlboro Point immer dichter, und die auf dem Parkplatz des Motels noch erkennbaren Wolkenlücken zogen zu. Noch bevor es auf die Dirt Road abgehen sollte, brach ich das Unternehmen ab. Es sah nicht so aus, als ob die Sonne gegen die dichte Bewölkung im Osten eine Chance hätte. Zum Glück bestätigte sich diese Annahme, denn nichts wäre ärgerlicher gewesen, als wenn sich auf meiner Rückfahrt nach Moab plötzlich ein dramatischer Sonnenaufgang gezeigt hätte.
Zweiter Versuch
Am nächsten Morgen die gleiche Prozedur, aber diesmal gab es kaum Wolken am Himmel. Keine Wolken am Himmel sind für den Fotografen auch nicht optimal, aber die Chance auf einen fotogenen Sonnenaufgang war natürlich ungleich größer als am Vortag. Nach 45 Minuten war ich bei der Dirt Road und wenige Minuten später an der nach Süden abzweigenden Piste. Es war noch dunkel, und ich hatte keine Lust auf der raueren Piste zu fahren. Knapp 3 Meilen sind auch zu Fuß in einer Stunde zu schaffen, denn Steigungen gab es nur wenige. Also Kamerarucksack umgeschnallt, Mütze und Handschuhe an, denn es war bitterkalt, Stativ in die Hand, und los ging es. Ich ging flott voran, allein schon weil es mir so wärmer wurde, und kam rechtzeitig ca. 15 Minuten vor Sonnenaufgang am Marlboro Point an.
Die nächste halbe bis dreiviertel Stunde war nur ein hektisches Fotografieren mit laufendem Standortwechsel, um Aufnahmen mit verschiedenem Vordergrund zu machen.
Da gab es herrliche Felsformationen aber auch Kiefern und Pinien am Rim.
Als das schönste Licht vorbei war, zwang ich mich mit dem Fotografieren aufzuhören.
Ich bereute ein wenig, dass ich weder mein rotes Hemd noch meinen Fernauslöser dabei hatte, denn auf einigen dramatischen Felsvorsprüngen hätte sich auch gut ein Modell gemacht. Macht nix, ich komme bestimmt noch einmal auf einer anderen Reise wieder. Dann vielleicht zu einer wärmeren Jahreszeit, damit ich dort im Auto übernachten kann.