Reflection Canyon

 

April 2019 - Reflection Canyon re-revisited

 

 

Schon Ende 2018 konnte man absehen, dass im Frühjahr 2019 der Wasserstand des Lake Powell auf einem sehr niedrigen Level sein würde – ideal, um die schönen Sandsteinkurven des Reflection Canyon optimal zur Geltung zu bringen. Bei meinen 2 vorherigen Besuchen war der Wasserstand nicht optimal, und da ich auch nicht jünger werde, war schnell klar, dass ich diese Chance wahrnehmen würde, um im April 2019 noch einmal die Wanderung zum Reflection Canyon zu machen.

 

Mein ältester Neffe, Arzt in einer Münchener Klinik, meinte, dass man in meinem Alter so etwas eigentlich nicht mehr machen sollte. Ich meinte nur:“ Das stimmt, aber ich kann es, und deshalb mache ich es.“

 

 

Planung

 

Also suchte ich im Keller mal wieder mein komplettes Camping-Equipment zusammen, wie Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kocher, Wassersack und natürlich den Treckingrucksack und die Stöcke. Alles zusammen mit 6 Litern Wasser, Kamera und Stativ brachte sicherlich ca. 15 kg auf die Waage. Wichtig war auch, dass ich rechtzeitig vor meiner Reise die Batterie meines Personal Locator Beacons (PLB) auswechseln ließ, denn die war schon 6 Jahre alt. Mit dem PLB kann man im Fall des Falles ein Notsignal über Satellit senden, das auch die Koordinaten meines Standortes an die potenziellen Retter überträgt. Da ich fast immer allein wandere, hatte ich mir 2013 dieses Gerät zugelegt.

 

Mein Mietwagen in den USA war ein Jeep Wrangler, und damit war ich auf jeden Fall gut ausgerüstet, so dass auch die im hinteren Teil ziemlich raue Hole-in-the-Rock Road kein Problem sein sollte.

 

 

Reflection Canyon Trail

 

Ich hatte ja nach meinen früheren Wanderungen auch die GPS-tracks auf meiner Homepage zur Verfügung gestellt, die mittlerweile auch in diversen digitalen Karten als Reflection Canyon Trail eingetragen sind. Ich hatte trotzdem die Tracks bzw. Waypoints auf mein GPS und auch auf mein Smartphone geladen, wozu ich auch raten würde. Denn obwohl der „Reflection Canyon Trail“ mittlerweile ein ziemlich ausgetretener Pfad ist, und damit meist gut erkennbar, geht es auf den letzten Kilometern über Slickrock, wo dann kein Pfad mehr zu erkennen ist.

 

 

Die Wanderung

 

Um frühzeitig starten zu können, wollte ich die letzte Nacht vor der Wanderung im Auto am Reflection Canyon Trailhead (ja, sowas gibt es mittlerweile) verbringen. Das Wetter war gut, und die Fahrt zum Trailhead auf der Hole-in-the-Rock Road verlief auch problemlos. Dann der Schock, als ich 10-12 Wagen am Trailhead parken sah! Ich ahnte ja, dass ich nicht mehr allein auf dieser Wanderung sein würde, aber mit solch einem Ansturm hatte ich nicht gerechnet. Aber ich beruhigte mich mit dem Gedanken, dass es Wochenende war, und die meisten wohl am morgigen Sonntag wieder nach Hause fahren würden.

 

Wie gesagt, war der Trail gut ausgetreten erkennbar, und ich machte mich gegen 9 Uhr schwer bepackt auf den Weg. Es dauerte gar nicht so lange, bis mir die ersten Wanderer entgegenkamen, die die letzte Nacht am Reflection Canyon verbracht hatten. Aber ich sah es ja positiv, dass die Leute vom Reflection Canyon kamen, also nicht mehr dort waren. Nach ca. 2 Stunden überholte ich ein Paar aus den USA, das auch zum Reflection Canyon wollte – na gut, so voll wird es schon nicht werden.

 

 

Einsamkeit ist anders

 

Ansonsten zählte ich die mir nun in regelmäßigen Abständen entgegen kommenden Wanderer – insgesamt waren es 23 !!! Irgendjemand klärte mich auf, dass dieser Hype auf den Reflection Canyon wohl damit begann, dass ein Foto auf dem Nationalpark-Pass 2015 war. Danach wollten dann viele dorthin. Aber natürlich bin ich auch nicht ganz unschuldig daran, weil ich ja 2010 erstmals die Wanderung zum Reflection Canyon auf meiner Homepage beschrieben hatte.

 

Als ich nach 3-4 Stunden am Reflection Canyon ankam, war ich allein dort, aber das lag wohl auch daran, dass ich ziemlich früh losgegangen war. Immerhin hatte ich so die Möglichkeit, mir einen guten Platz für mein Zelt auszusuchen – direkt mit Blick auf den Canyon. Ich richtete mich ein und erkundete dann etwas die Umgebung, weil ich diesmal an einem etwas anderen Aussichtspunkt war als bei den beiden anderen Besuchen. Aber der beste Standort für Fotos war wohl doch der vor meinem Zelt.

 

Ja, und dann trafen doch immer mehr Leute ein, die auch hier die Nacht verbringen wollten. Ich konnte nur schätzen, aber insgesamt waren wir wohl auch so um die 20-25 Leute. Das Paar, das ich auf dem Weg überholt hatte, traf erst kurz vor Dunkelheit ein. Sie hatten sich ziemlich verlaufen als der Slickrock begann und der Trail nicht mehr zu erkennen war.

 

 

Viele Fotografen und ein paar Drohnen

 

Zum Glück ist ja der Blick auf den Reflection Canyon frei, so dass sich die vielen Fotografen nicht ins Gehege kamen. Zeitweise waren auch noch 4 Drohnen unterwegs, aber die kann man mit Photoshop rausstempeln. Ich war schon sehr enttäuscht über den Trubel, denn bei den beiden anderen Besuchen war ich jedes Mal allein hier gewesen. Aber der Wasserstand passte und so machte ich bei verschiedenen Lichtsituationen meine Fotos.

 

 

Was es an Menschen zu viel gab, fehlte an Wolken am Himmel. Ein wolkenloser blauer Himmel ist eben leider nicht optimal für den Fotografen.

 

Eine Gruppe von 7 Amis mit japanischem Ursprung hatte sich in der Nähe meines Zeltes eingerichtet, und so kamen wir natürlich ins Gespräch. Sie waren mit einem Boot gekommen, aber es war dann ziemlich schwierig vom Lake Powell zu unserem Aussichtspunkt zu kommen. Einer von ihnen musste voraus klettern, um für die anderen ein Seil als Aufstiegshilfe zu montieren.

 

Diese Gruppe wollte auch Nachtaufnahmen mit Milky Way machen, und daher bat ich sie, mich doch auch zu wecken, wenn die Milchstraße am Himmel steht. Das war dann nicht notwendig, weil ich gegen 2 Uhr von ihrem „Lärm“ von allein aufwachte. Aber der Blick aus dem Zelt auf die durch Schleierwolken nur schwach erkennbare Milchstraße überzeugte mich nicht. Ich schlief lieber noch ein paar wenige Stunden, denn zum Sonnenaufgang standen natürlich alle Fotografen wieder bereit.

 

 

Rückweg

 

Ich war einer der letzten, der sein Zelt abbaute und sich auf den Rückweg machte. Nur die japanisch-amerikanische Gruppe war noch da, aber die hatten ja nicht weit zu ihrem Boot.

 

Ich hatte noch genug Trinkwasser für den Rückweg, aber auch sonst wäre ein Auffüllen der Wasservorräte kein Problem gewesen, den in vielen Felsmulden stand das Wasser – es musste wohl vorher viel und stark geregnet haben.

 

Ich ließ mir auch auf dem Rückweg Zeit, aber umso verwunderter war ich, als mich nach 2 Stunden bei einer Rast ein paar junge Leute überholten, die lange vor mir gestartet waren. Ich hatte sie vorher schon einige Male weit weg in den Slickrocks gesehen und mich gewundert, welch seltsame Route sie eingeschlagen hatten. Ein GPS kann doch von Vorteil sein.

 

Auf dem Rückweg kamen mir nur ein paar Wanderer entgegen, und auch am Trailhead standen nur wenige Autos rum. Aber das Wetter war auch diesiger und bewölkter geworden, wie vorhergesagt. Diese Wettervorhersage war auch der Grund, dass ich den Hike am Wochenende gemacht hatte, denn es gab nur ein relativ kleines Zeitfenster mit guter Wettervorhersage.

 

 

Ausblick

 

Ob ich nochmal zum Reflection Canyon kommen werde? Ich glaube kaum, denn schon im Sommer 2019 war der Wasserspiegel des Lake Powell wieder kräftig angestiegen. Der Trubel wird sicherlich auch nicht mehr abnehmen, denn der Reflection Canyon Trail ist jetzt schon eine fest etablierte Wanderung in der Glen Canyon National Recreation Area. Vielleicht wird es mal Permits geben, denn es ist ja abzusehen, dass die vielen Touristen, die am Reflection Canyon übernachten, auch ihre „menschlichen“ Rückstände hinterlassen. Vielleicht wird aber auch nur eine Toilette oder ein Dixie dort eingeflogen. Na gut, ich war jetzt oft genug dort, sollen jetzt andere diesen Ausblick genießen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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