Brooks Falls

 

August 2017 - Brooks Falls

 

 

Ich sehe mich zwar eher als Landschafts- denn als Tier-Fotograf, aber natürlich wollte ich in Alaska auch Grizzlies sehen, und das nicht nur aus der Ferne. Schließlich habe ich nur ein 200 mm Tele zu bieten, dass ich mit dem 1,4 Konverter noch auf 280 mm pushen kann. Wahre Tierfotografen können darüber nur lachen.

 

Der bekannteste Ort zur Bärenbeobachtung in Alaska sind da wohl die Brooks Falls im Katmai Nationalpark. Ich war leicht geschockt, als ich die Preise für eine zweitägige Tour (1 ÜN) zu den Brooks Falls sah. Alleine der „Einzelzimmer-Zuschlag“ betrug 300 EUR. Aber dafür konnte ich in der Brooks Lodge übernachten, was in der Hauptsaison im Einzelzimmer nicht gegangen wäre. In der Brooks Lodge stimmt auch nicht ganz, denn die Zimmer mit jeweils 2 Stockbetten sind alle in Holzhütten untergebracht. Aber immerhin gibt es eine eigene Dusche und Toilette in jeder Hütte. Die Lodge besteht aus einem großen aber gemütlichen Aufenthaltsraum mit offener Feuerstelle, einer kleinen Bar (abends geöffnet) und einem größeren Gastraum, wo die Mahlzeiten (nicht im Preis inbegriffen) serviert werden.

 

 

Flug zur Brooks Lodge

 

Mein Shuttle brachte mich pünktlich am Morgen zum „Flughafen“. Ein kleines Flugzeug stand neben einer größeren Halle, in der das Einchecken stattfand. Die Passagiere wurden alle gewogen, um sie optimal im Flugzeug platzieren zu können. Wir waren 7 Passagiere, jeweils ein Ehepaar aus Italien, England und der Schweiz, sowie meine Wenigkeit. Die Frau des Engländers durfte auf den Co-Piloten-Sitz, weil sie auch einen Flugschein hatte. Den ersten Kilometer fuhr unser vollbeladenes Kleinflugzeug auf Straßen durch so eine Art Industriegelände, bevor so etwas wie eine Startbahn zu erkennen war. Dann ging es los, und spätestens jetzt wurde klar, wozu die verteilten Ohrstöpsel gut waren.

 

 

 

 

 

Leider war es ziemlich bewölkt und vereinzelt gab es auch leichten Regen – das trübte etwas die Freude an dem doch recht interessanten Flug. Anfangs ging es immer übers Wasser in südwestliche Richtung, und nach etwa 45 Minuten bogen wir dann nach Westen ab. Von nun an ging es abwechselnd über Land und verschiedene Seen, aber schon bald setzte der Pilot irgendwo im nirgendwo zur Landung an. Wir landeten auf einer Schotterpiste, für die ich mit Auto einen 4WD empfohlen hätte.

 

 

Es gab außer Natur nichts hier, nur einen älteren Toyota-Bus, der am Rande der Piste auf uns wartete. Auf einer einspurigen Holperpiste fuhren wir 15 Minuten, bis wir die Kulik-Lodge erreichten. Die Lodge liegt einsam im Katmai Nationalpark, zwischen dem Kulik und dem Nonvianuk Lake. Auf dem Nonvianuk Lake standen 3 Wasserflugzeuge der Katmai Air bereit. Eines davon wurde gerade mit Getränken beladen und sollte uns dann zur Brooks Lodge bringen. Die Getränke waren aber für die Lodge gedacht und nicht etwa für den Bordservice.

 

 

 

 

 

 

 

Ich durfte ganz hinten sitzen, rechts neben mir die eingeladenen Getränkekisten, links von mir die Flugzeugtür. Die Tür schien nicht immer sicher zu schließen, denn zur zusätzlichen Sicherung diente ein Haken in einer Öse. Der Flug war relativ kurz, denn die Brooks Lodge ist nur ca. 15 km entfernt. Die Landung auf dem Naknek Lake war relativ hart, und so sprang trotz Haken und Öse die Flugzeugtür neben mir auf – aber wir waren ja schon am Boden bzw. auf dem Wasser. Als das Flugzeug langsam zum Ufer fuhr konnte man in einiger Entfernung schon 2 Grizzlies am Ufer sehen.

 

Unser Gepäck wurde zur Lodge gebracht, aber wir mussten zuerst in die Ranger Station, um die Verhaltensweisen im Bärengebiet erklärt zu bekommen. Die wichtigste Regel heißt, immer mindestens 50 Yards Abstand zu den Grizzlies halten. Auf einer Webcam konnte man schon sehen, dass ein paar Bären an den Brooks Falls zum Lachse Fischen waren.

 

Wir waren ja früh dran und um 11 Uhr konnten wir unsere Hütten beziehen. Meine Hütte lag am weitesten von der Lodge entfernt, und der Weg dorthin führte immer an einem Dickicht entlang, wo man auch ab und zu einen Trampelpfad erkennen konnte, der durchs Dickicht führte. Aber wir wussten ja von den Rangern, dass die Lodge zwischen Ufer und Dickicht sozusagen auf den natürlichen Pfaden der Bären liegt.

 

 

Brooks Falls

 

Nach kurzer Inspektion der Hütte, die ich ja für mich alleine hatte, wollte ich nun schnellstens zu den Brooks Falls. Das Wetter war zwar nicht toll, aber es regnete wenigstens nicht.

 

 

 

 

Der Weg zu der Aussichtsplattform bei den Brooks Falls ist etwa eine Meile lang. Zuerst geht man nach Süden, um auf einer flachen (schwimmenden?) Brücke den Brooks River an seiner Mündung in den Naknek See zu überqueren. Hier tummeln sich schon einige jüngere (3-4 Jahre) Bären, was dazu führen kann, dass die Brücke gesperrt wird, wenn die Bären zu nahe sind. Solche Sperrungen dauern manchmal Stunden!

 

Nach der Brücke folgt man ein Stück der Piste zum Valley of Ten Thousand Smokes, einem Vulkangebiet, wo es zuletzt 1912 eine gewaltige Vulkaneruption gab. Zwei Toilettenhäuschen (letzte Gelegenheit!) markieren die Stelle (roter Punkt auf Google Maps), wo ein Trampelpfad durch den Wald zu den Brooks Falls führt. Man läuft auf einem gewundenen schmalen Pfad ca. 800 m durch dichten Wald im Grizzly-Gebiet – etwas mulmig war mir schon, aber ich Pfiff laut vor mich hin und rief auch ab und zu „Hello Bear“.

 

Etwa hundert Meter vor den Falls beginnt ein Boardwalk, der auf verschiedene Art gesichert ist, so dass es eher unwahrscheinlich ist, dass sich ein Bär mal auf den Boardwalk begeben könnte. Nach 50 m steht eine Art Pavillon auf dem Boardwalk, wo auch einige Bänke sind. Mir wurde erst später von den Rangern erklärt, wozu dieser überdachte „Rastplatz“ dient – aber dazu später. Hier teilt sich auch der Boardwalk auf, und man kann wahlweise zu den Falls gehen, oder zu einer Stelle weiter flussabwärts, wo wohl öfter Bärenmütter mit ihren Jungen fischen gehen, weil dort ihre Jungen in Sicherheit vor den männlichen Grizzlies bei den Falls sind. Ich ging zu den Falls.

 

Bei den Brooks Falls steht etwa 2-3 m über Grund die Aussichtsplattform, wo es zumindest jetzt in der Nachsaison keine Platzprobleme für die Besucher und Fotografen gibt. Der Brooks River ist hier etwa 40 m breit und man kann wunderbar die Falls überblicken und den fischenden Bären zuschauen. Der Wasserfall ist nur knapp 2 m hoch, aber zu dieser Zeit waren nur wenige Lachse in der Lage den Sprung zu schaffen, obwohl das Wasser nur so von Lachsen (Red Salmon) wimmelte. Leider standen daher die fischenden Bären auch nicht oben auf den Fällen, um sich die Lachse ins Maul springen zu lassen, sondern sie holten sich ihre Beute am Fuß des Wasserfalls.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

August ist nicht die beste Zeit, um die fischenden Bären zu beobachten, aber es waren immer 3 - 5 Bären an den Fällen. Und es gab genug zu beobachten und auch zu fotografieren. Bei wolkenverhangenem Himmel, mit Tele und Konverter und bei bewegten Motiven, musste ich doch auch mal meine Kamera mit hohen ISO-Werten benutzen, um kurze Belichtungszeiten zu bekommen. Als Landschaftsfotograf ist bei mir meistens ISO 100 eingestellt, und wenn die Zeiten zu lang werden, kommt das Stativ zum Einsatz. Aber ich bin ganz zufrieden mit den Ergebnissen, auch wenn durch die Rauschreduzierung die Details verloren gehen.

 

Ich stand die ganze Zeit dort und mir wurde nicht langweilig, nur etwas hungrig wurde ich, aber es ist strikt verboten außer Wasser etwas zum Essen oder Trinken mitzunehmen. Gegen 16 Uhr machte ich mich auf den Weg zurück zur Lodge. Dieses Mal musste ich fast eine Stunde lang an der Brücke warten, weil einige Bären in der Nähe waren, aber vor allem auch, weil ein großer Bär sich auf dem Weg zur Lodge zum Ruhen hingelegt hatte. Gut, dass ich früh dran war, denn Abendessen in der Lodge ist relativ früh, ich glaube es war von 17:30 - 19:30 Uhr.

 

Das Dinner Buffet war sehr gut und reichhaltig, natürlich auch mit viel Lachs. Noch ein paar Bierchen von der Bar am offenen Kamin mit den Schweizern, dann trieb mich der Jetlag ins Bett.

 

 

Tag 2 an den Brooks Falls

 

Ich war früh wach und ging gleich nach dem Duschen zum Frühstücksbüffet in die Lodge. Später gesellten sich die Schweizer zu mir, und als ich gehen wollte, liefen 2 halbstarke Grizzlies gerade an den Fenstern der Lodge vorbei – ich wartete lieber noch ein wenig. Dann ging ich etwas langsamer und vorsichtiger zu meiner Hütte, denn ich wollt ungern den beiden Halbstarken begegnen. Das Gepäck ließ ich in der Hütte, es würde später abgeholt und zu unserem Rückflug gebracht werden, der gegen 17 Uhr sein sollte.

 

Ich musste an der Brücke wieder eine knappe halbe Stunde warten, bis ich rüber durfte. Ich war sehr früh dran und fast alleine unterwegs, daher war ich froh, dass ich bei den Toilettenhäuschen zwei Angler traf. So musste ich nicht allein durch den Wald gehen. Ich ging voraus, denn die Angler in voller Montur waren nicht besonders flott unterwegs. Auf halber Strecke, als der Pfad mal eine längere Strecke geradeaus führte, sah ich einen Grizzly vor mir gehen. Er kam uns zum Glück nicht entgegen, sondern ging wohl auch zum Fluss. Ich fragte die Angler, was wir machen sollen, und die Antwort war: 50 Yards Abstand halten. Das war nun nicht so ganz einfach, denn meistens konnte ich auf dem gewundenen Pfad nur 10-20 m weit sehen. Also ging ich etwas langsamer und schaute vorsichtig um jede Ecke, ob der Grizzly dort vielleicht wartete. Außerdem riefen wir alle immer abwechselnd „Hello Bear“, um ihm zu warnen, damit er bei unserem Anblick nicht erschrickt. Ich sah ihn aber nicht mehr auf dem Pfad. Erst als ich auf der Aussichtsplattform stand, kam auch der Grizzly unter der Plattform aus dem Wald zum Fluss. Jetzt konnte ich ihn (oder sie) auch in voller Größe sehen – es war ein ausgewachsener Bär.

 

 

 

 

 

 

 

Ich frage mich schon, was diese „Vorsichtsmaßnahmen“ an der Brücke sollen, wenn man auf dem Waldweg unvermittelt über einen Grizzly stolpern kann? Wahrscheinlich sollen eher die Bären als die Menschen geschützt werden. Die Brücke sollte schon 2017 erneuert werden, aber der Neubau ist jetzt wohl für erst 2018 geplant, damit diese Wartezeiten an der Brücke verkürzt werden können. Im Sommer 2017 war die Brücke teilweise für 5 Stunden gesperrt, was insbesondere für die Tagesbesucher ärgerlich sein kann, weil sie eventuell überhaupt nicht zu den Falls kommen.

 

Überhaupt ist die Hauptsaison an den Brooks Falls stark reglementiert, um mit den Besucherzahlen klar kommen zu können. Der erwähnte Pavillon auf dem Boardwalk dient im Sommer als Wartesaal, denn die Ranger lassen immer nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern zur Plattform – und das nur für 1 Stunde. Dann muss man zurück zum Pavillon und kann sich dort bei den Wartenden anstellen, um vielleicht noch einmal für eine Stunde zur Plattform zu können. Außerdem sind auch 3-Bein-Stative verboten! Das Schild hatte ich ganz übersehen, aber dieses Verbot galt nur bis 15. August. Der Vorteil im Sommer ist halt, dass es sehr lange hell ist, und wenn man in der Lodge oder auf dem Campground wohnt, kann man zu Zeiten zur Plattform, wo kaum Besucher dort sind – dann gilt natürlich auch die 1-Stunden-Regel nicht. Allerdings muss man sich im Sommer gegen die Mücken schützen, die jetzt im späten August so gut wie kein Problem waren.

 

 

Abschied von der Brooks Lodge

 

Ich verbrachte wieder die ganze Zeit bei den Falls, aber das Wetter wurde etwas schlechter und es nieselte. Ich wollte nicht wegen eventuell langer Brückensperrung meinen Flug verpassen, also machte ich mich gegen 15 Uhr auf den Rückweg zur Lodge. Dort traf ich die Schweizer wieder. Auf dem Rückflug waren wir nur zu dritt, und auch unser Flugzeug war dementsprechend noch kleiner.

 

 

 

Diesmal ging es mit dem Wasserflugzeug nach King Salmon, einer richtigen kleinen Stadt am Westrand des Katmai Nationalparks. Wie viele Orte in Alaska, ist King Salmon auch nur mit Schiff oder Flugzeug zu erreichen, das gilt sogar für die Hauptstadt Juneau.

 

 

 

In King Salmon mussten wir etwas auf den Flug nach Anchorage warten, deshalb gönnten wir uns in einer nahen Kneipe ein paar Alaska Amber Biere. Der Flug nach Anchorage war unspektakulär. Der Flieger bot etwa 80 Passagieren Platz, aber nur die Hälfte der Plätze war belegt, und es gab sogar eine Board-Service. Nach einer Stunde Flug landeten wir auf dem „richtigen“ Flughafen, und der Shuttle vom Ramada brachte mich zum Hotel.

 

Am nächsten Tag würde mich der Shuttle zu GoNorth bringen, damit ich dort für knapp 4 Wochen meinen 4x4 Pickup-Camper übernehmen kann.

 

  

 

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