Reflection Canyon

 

April 2013 - Reflection Canyon revisited

 

 

Im September 2010 war ich in einer anstrengenden Tagestour von der Hole-in-the-Rock Road zum Reflection Canyon und wieder zurück gewandert. Leider hatte ich nicht den relativ hohen Wasserstand des Lake Powell berücksichtigt, wodurch der schlangenförmige Canyon nicht so fotogen zur Geltung kam. Aber ich nahm mir vor, bei deutlich niedrigerem Wasserstand wieder zu kommen, dann aber mit Zelt, um dort die Nacht zu verbringen.

 

 

Planung

 

Nachdem mich die erste Wanderung mit vergleichsweise leichtem Gepäck schon ziemlich geschafft hatte, allerdings bin ich hin und zurück an einem Tag, musste die Tour mit schwerem Gepäck (Zelt, Schlafsack, usw.) gut geplant werden. Wichtigster Punkt ist es genügend Wasser zu haben, denn pro Tag werde ich eine Gallone Wasser brauchen. Aber die 2 Gallonen, also ca. 8 Liter, wollte ich nicht mitnehmen. Es reichte schon, wenn ich 4 Liter für den Hinweg dabei hatte, noch mehr Kilos konnte ich beim Gepäck nicht gebrauchen.

 

Von meinem ersten Besuch her war mir klar, dass man beim Reflection Canyon nicht ans Wasser kommt. Die Wände des Canyon sind relativ steil und auf dem rutschigen Slickrock käme man nicht gefahrlos zum Wasser runter. Also studierte ich Google Earth intensiv, und meinte ca. 1 Meile südlich von meinem Aussichtspunkt einen flacheren Zugang zum Ufer des Lake Powell ausgemacht zu haben. Eine 15 m lange Wäscheleine wollte ich aber auch noch mitnehmen, falls ich nicht nahe genug ans Wasser käme.

 

 

Wasserstand

 

Man kann den Jahresverlauf des Wasserstands auf einer Website anschauen, und daraus auch abschätzen, wie der niedrigste Pegel im April (vor der Schneeschmelze) sein wird. Da Ende 2012 der Wasserstand schon auffallend niedrig war, war also abzusehen, dass im April 2013 der Lake Powell einen seit Jahren nicht mehr erreichter Niedrigpegel haben würde. Der Wasserstand des Lake Powell wäre ca. 10 m niedriger als bei meinem letzten Besuch. Da ich im Frühjahr sowieso in den Westen der USA wollte, war für mich klar, dass ich dann meinen Plan einer erneuten Wanderung zum Reflection Canyon wahr machen würde.

 

 

Die Wanderung

 

Mein Mietwagen war ein Jeep Patriot, der eine gute Bodenfreiheit hat und auch 4WD besitzt. Nicht mein Traumauto, aber doch geeignet für die Hole-in-the-Rock Road. Ich wollte wieder beim Trailhead zum Llewellyn Gulch starten, und der liegt in einem Gebiet, wo die Hole-in-the-Rock Road schon ziemlich ruppig ist, und zumindest ein Fahrzeug mit guter Bodenfreiheit benötigt wird.

 

Ich hatte ein Permit vom BLM geholt, um die Nacht vor meiner Wanderung in der Nähe des Trailheads im Wagen übernachten zu dürfen. Das  Permit ist kostenlos und dient wohl eher dem BLM dazu, einen Überblick über die Aktivitäten entlang der Hole-in-the-Rock Road zu bekommen.

 

Am Morgen, so gegen 9 Uhr ging ich los, mit geschätzten 15 kg Gepäck auf dem Rücken, inklusive 4 Litern Wasser. Für die nächsten Tage war sonniges Wetter mit etwa 27 Grad Celsius angesagt – vielleicht etwas zu warm zum Wandern, obwohl es erst Ende April war. Diesmal folgte ich am Anfang einem Trail zum Einstieg in den Llewellyn Gulch, denn der war gut erkennbar und sparte mir das mühsame Suchen einer Route durchs Gelände. Bei meiner ersten Wanderung wusste ich noch nichts von dem Trail.

 

Auch nachdem ich den Llewellyn Gulch passiert hatte, führte ein gut erkennbarer Trail weiter, dem ich eine Weile folgte, bis er nach Osten führte, vermutlich in den Cottonwood Canyon. Ab dann hielt ich mich an meine Wegpunkte und kam mit vielen Pausen nach etwa fünfeinhalb Stunden an meinem Ziel an, dem Aussichtspunkt auf den Reflection Canyon.

 

 

Die mit Delorme Topo USA 7.0 erzeugte Karte zeigt meine Wanderung vom geparkten Auto zum "Aussichtspunkt". Hier kann man sich den Track (.gpx) meiner Wanderung runterladen.

 

 

Sofort konnte ich den deutlichen Unterschied im Wasserpegel im Vergleich zu meinem ersten Besuch sehen, da mehr Fels aus dem Wasser ragte, und dadurch die Schlangenlinie des Canyons besser betont wurde. Ich machte ein paar Fotos, baute mein Zelt in einer mit Sand gefüllten Felsmulde auf, und beschloss erst einmal meine Wasservorräte aufzufüllen.

 

 

Ich hatte noch etwa 1 Liter Gatorade und etwas weniger als 1 Liter Wasser. Das Wasser würde ich für mein Abendessen brauchen (gefrier-getrocknetes Chicken Enchilada), und wenn was übrig blieb, noch für den Kaffee am nächsten Morgen. Das Gatorade würde ich wohl noch im Laufe des Tages austrinken, denn es war ja erst Nachmittag.

 

 

Unerreichbares Wasser am Lake Powell

 

Ich folgte meiner mit Google Earth geplanten Route zum etwa eine Meile südlich gelegenen Ufer des Lake Powell. Der Reflection Canyon ist ein enger Nebencanyon vom Lake Powell, und am See selbst sollte das Ufer flacher sein, um ans Wasser zu kommen. Dann kam die Enttäuschung – ich kam an eine Abbruchkante, wo es etwa 20 m nach unten ging, bevor man von dort unten weiter zum Ufer des Lake Powell gehen konnte.

 

 

Soweit ich sehen konnte, war nicht zu erkennen, wo ich die Abbruchkante hinunter steigen könnte. Aber auch das hätte mir wenig genützt, denn auch auf dem  tiefer liegenden Felsplateau war man noch viel zu hoch, um ans Wasser zu kommen – der Pegel war eben deutlich tiefer.

 

Mir wurde klar, dass ich wohl keine Chance hätte, um meine Wasservorräte aufzufüllen. Komischerweise überkam mich keinerlei Unruhe oder Panik, sondern ich musste an die Legende vom Dead Horse Point denken. Der Dead Horse Point ist ein in den Canyonlands hoch über dem Colorado River liegender Aussichtspunkt. Seinen Namen hatte er angeblich daher, dass sich verdurstende Pferde hinunter stürzten, weil sie unten das Wasser des Colorado River sahen – soweit wollte ich aber nicht gehen.

 

 

Das schwarze Wasserloch

 

Ich ging zurück zu meinem Zelt und überlegte, was zu tun wäre. Ich könnte mein Zelt wieder abbauen und noch vor Einbruch der Dunkelheit, aber bei kühleren Temperaturen, einen Teil der Strecke zurückgehen. Die anstrengende 5-6 stündige Wanderung bei 30 Grad Tagestemperatur wäre ohne ausreichend Wasser eine riskante Sache. Und für mein Abendessen bräuchte ich heute noch Wasser, und durstig war ich auch schon wieder – da würde nicht viel Wasser für die Wanderung bleiben.

 

Ich war schon nahe bei meinem Zeltplatz, als ich plötzlich in einer schattigen, dunklen Felsecke ein ziemlich schwarzes Loch mit Wasser sah. Wasser war genug drin, ich konnte nicht einmal den Boden sehen. Keine Ahnung wie lange das Wasser hier schon stand, oder wer oder was hier schon draus getrunken hatte.

 

 

Die mit DeLorme Topo USA 7.0 erzeugte Karte zeigt meine Suche nach einem Zugang zum Wasser des Lake Powell, sowie das Wasserloch, das ich beim Rückweg entdeckte. Man weiß nie wozu es gut sein kann, deshalb gebe ich hier die Koordinaten des Wasserlochs an: 37.185587,-110.923215.

 

 

Freiwillig hätte ich mir hier kein Trinkwasser geholt, aber welche Alternative hatte ich? Also füllte ich meinen Wassersack mit etwa 3 Litern auf und warf einige Micropur-Tabletten zur Wasserentkeimung hinein – abkochen würde ich das Wasser trotzdem noch.

 

Aber erst einmal war die Welt wieder in Ordnung – ich hatte wieder Wasser. Ich trank ruhigen Gewissens kräftige Schlucke von meinem Gatorade, und kochte Wasser für Tee und das Abendessen.

 

 

Ich musste nur ein paar Schritte von meinem Zeltplatz gehen, um ab und zu auch den Reflection Canyon im späten Nachmittagslicht fotografieren zu können.

 

 

 

 

 

Dieses Foto ist bei Earthshots zum Photo of the Day gekürt worden

 

 

Der Rückweg

 

Am nächsten Morgen ging es mir gut, und ich hatte keine Magenprobleme – das Wasser war wohl in Ordnung. Ich packte meine Sachen zusammen, und bevor ich aufbrach, holte ich noch einmal Wasser. Die Koordinaten des Wasserlochs hatte ich im GPS gespeichert, sie könnten auch für andere Leute mal wichtig sein.

 

Dann machte ich mich auf den mühsamen Rückweg, aber auch dieses Mal mit vielen Pausen. In der Nähe des Llewellyn Gulch fand ich einen schönen schattigen Platz unter einem kleinen Baum. Dort kochte ich noch einmal einen vollen Topf Wasser auf, trank zwei Tassen Tee, und ließ das restliche Wasser etwas abkühlen, bevor ich es in meine Wasserflasche füllte. Dazu gab es zwei Power Riegel, und so gestärkt machte ich mich auf den Weg, um die letzten paar Meilen zum Wagen zu gehen. Gegen 3 Uhr Nachmittag war ich beim Wagen.

 

Die lange Fahrt zurück auf der Hole-in-the-Rock Road verlief problemlos, und in Escalante suchte ich mir erst mal ein Motel – duschen und entspannen waren angesagt. Am nächsten Tag wollte ich versuchen, auf der Smokey Mountain Road zum Collet Top Arch zu gelangen. Ein Versuch im letzten Frühjahr war mir misslungen, weil die Piste durch tauenden Schnee zu matschig und nicht befahrbar war.

 

 

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